Wikiversity als Werkzeug für Wissensmanagement 2.0

Als Beispiel für den Einsatz von Wikis als Plattform für Wissensmanagement, möchte ich hier kurz das Projekt wikiversity.org vorstellen.

http://www.wikiversity.org/

Was ist Wikiversity?

Logo Wikiversity-(c)Wikimedia Foundation
Wie der Namensanhang „versity“ schon vermuten lässt handelt es sich bei Wikiversity um eine Plattform, die den Wissensaustausch innerhalb von Aktivitäten in einer Bildungseinrichtungen fördern kann. Das Ziel ist, dass Lehrende und Lernende, also Schüler, Studenten usw., sich innerhalb des Systems über gemachte Erfahrungen im Unterricht austauschen können. Weiterhin besteht dort die Möglichkeit auch außerhalb der physischen Präsenzen zu kollaborieren, um bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wikiversity beschreibt sich auf der eigenen Seite folgendermaßen: „Wikiversity ist eine Plattform zur gemeinschaftlichen Bearbeitung wissenschaftlicher Projekte, zum Gedankenaustausch in fachwissenschaftlichen Fragen und zur Erstellung freier Kursmaterialien...“ Wikiversity startete im Jahr 2006 und ist ein Wikimedia Projekt, unter dem auch das bekanntere Projekt Wikipedia angesiedelt ist. Es befindet sich seit kurz nach seiner Entstehung in der Beta-Phase, was aber im Hinblick auf den Web2.0 Charakter bei Internetnutzern fast schon als selbstverständlich hingenommen wird. Das folgende Video zeigt, wie wikiversity strukturiert ist und wie damit Projekte erstellt werden:


Wie funktioniert Wikiversity

Wissenschaftlich gesehen, bietet wikiversity.org keine Grenzen und ist für jeden offen. Typischerweise gibt es in dem Projekt 3 Rollen. Die Erste ist derjenige, der ein neues Projekt erstellt und damit „seinen eigenen Bereich“ kontrolliert und Inhalte prüft oder sogar verteilt. Daneben gibt es diejenigen, die Inhalte erstellen. Das kann aufgrund von Eigeninitiative geschehen oder auf Anweisung oder Hinweis der Gruppe oder des Bereich-Erstellers. Die dritte Rolle hat nicht unbedingt etwas mit der Gruppe zu tun, die sich um die Erstellung und Pflege der Inhalte kümmert. Der einfache Betrachter, der durch unterschiedliche Medien auf den Bereich aufmerksam wird, kann sowohl Mitglied einer der ersten beiden Rollen sein, als auch ein Themenfremder, der sich informieren möchte. Die Rollen sind nicht notwendigerweise disjunkt. Durch diese Verteilung wird der Web2.0-Kreislauf bei wikiversity geschlossen.
Jede Person kann auf der Plattform seinen eigenen Bereich einrichten, in dem er fachliche Inhalte, die innerhalb eines offenen Forschungsprojekts, oder ganz simpel auch im Unterricht, präsentieren (lassen) kann. Dadurch wird gewährleistet, dass Kurs- und Lehrmaterialien frei zur Verfügung stehen. Der Zugang zum Wissen entsteht also aus der Arbeit von den Personen, die sich in einem speziellen Umfeld auskennen oder dabei sind, sich solches Wissen zu erarbeiten und gleichzeitig zu teilen.

Einschätzung von Wikiversity

Die Arbeit mit wikiversity kann nur mit einem eigenen Account erfolgen. Von daher ist es kein offenes Mitmach-Web-Projekt. Der Lesezugriff ist offen, der Schreibzugriff ist, wie eigentlich bei jedem anderen Wiki auch, nur registrierten Usern gestattet. Im Gegensatz zu firmeninternen Wikis, ist das veröffentlichte Wissen auf wikiversity nicht nur einer Gruppe von ausgewählten Menschen zugänglich, sondern bietet Informationen für die Breite Masse. Der Vorteil daran liegt auf der Hand – selbst spezielles Wissen wird öffentlich zur Verfügung gestellt. Bei der Erstellung von neuen Kursen, Projekten oder Themenfeldern kann es allerdings zu ein paar Problemen kommen. Wikiversity ist über die Jahre sehr gewachsen, so dass sehr viele übergeordnete Wissensgebiete entstanden sind. Die Einordnung eines neuen Gebietes ist schwer zu vollziehen. Denn davor muss der Ersteller jedes bereits existierende Wissensgebiet durchsuchen, ob es für die geplante Aktion zutreffend ist. Diese Vielzahl auch geschachtelter Felder, sind nicht immer eindeutig bestimmbar. Ein weitere Kritik an dem Projekt, die auch in Fachkreisen diskutiert wird, ist, dass jeder solch ein Projekt eröffnen und sich damit als vermeintlicher Experte ausgeben kann. Das führt dazu, dass die Informationen innerhalb des Projekts kritisch betrachtet werden müssen. Die Überprüfung der wissenschaftlichen Sammlung ist nicht so streng geregelt wie bei der Wikipedia. Es kann auch vorkommen, dass die Inhalte gar nicht geprüft werden und so Inhalte entweder in ewiger Bearbeitung sind oder Sachverhalte einfach falsch dargelegt werden. Von außen ist dies nur durch eigene Recherche zu überprüfen. Wenn man dies allerdings tut, kann man sich von vornherein das Themengebiet selbst erschließen.

Hier noch eine kurze Präsentation auf englisch:


Fragen und Reflexion

Wikiversity ist wegen den o.g. Punkten eine gute Quelle für Informationen aus detaillierten Themengebieten, sollte aber gleichzeitig nicht als das non plus ultra bei der Recherche von Artikeln angesehen werden. Das sollte aber generell bei allen Wikis beachtet werden.
Man hört immer öfter, dass die Autoren von wikipedia abwandern, weil die Plattform so gut wie abgeschlossen sei. Kommt dieser Rückgang wohlmöglich auch zu wikiversity? Forschungsgebiete wird es immer geben, die Frage ist nur, ob diese auch auf wikiversity geteilt werden sollen oder möchten. Außerdem muss es dann noch Autoren geben, die sich bereit erklären ihre Erkenntnisse dort einzugeben. Der Bekanntheitsgrad von wikiversity müsste dazu aber erst einmal gesteigert werden. Was denkt ihr, hat wikiversity eine "Überlebenschance"?