Kritischer Artikel zu Journalismus 2.0

Journalismus 2.0 (Bild: Achim Barczok - Flickr:dream4akeem)
Journalismus ist laut wikipedia-Definition "eine periodische, publizistische Arbeit bei der Presse". Das heißt es werden in regelmäßigen Abständen, von bestimmten Beteiligten, Informationen zusammengetragen, die für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Früher ganz klassisch durch Zeitungen und Zeitschriften vertreten, kam dann das Radio und das Fernsehen hinzu. Heutzutage spielen sich viele Informationen, auch oder teilweise vor allem, im Internet ab. Da das Internet glücklicherweise ein freies Medium ist, kann jeder darin Inhalte lesen und auch veröffentlichen. Zum Veröffentlichen von Inhalten kann man auf mehrere Portale zurückgreifen, die Artikel über scheinbar relevante Dinge, von privaten Nutzern, veröffentlichen. So muss der Journalist in Spe nur einen Account beim jeweiligen Anbieter eröffnen und kann damit bereits Texte bzw. Nachrichten veröffentlichen. Solche Anbieter/Plattformen sind bspw.: knol.com, suite101.de, myheimat.de, pageballs.com oder squidoo.com.

Ist das wirklich noch Journalismus?

Journalismus ist periodische Arbeit (siehe Definition oben) und muss also periodisch ausgeführt werden. Da sich mehrere Menschen bei den Anbietern für (privaten) Journalismus2.0 beteiligen, werden auch regelmäßig neue Artikel eingestellt. Somit ist die Regelmäßigkeit schon mal vorhanden, auch wenn die Artikel eventuell von unterschiedlicher Qualität, in Bezug auf Sprachstil und Leseattraktivität, sind. Bei der Presse, also von anerkannten Institutionen für publizistische Arbeit, werden diese Artikel jedoch nicht eröffnet. Aber diese Plattformen haben zumindest die Möglichkeit sich diesen Ruf zu erarbeiten und damit vielleicht auch wenig Vertrauen zu erwecken. Denn wie bereits erwähnt kann sich jeder bei solch einem Portal anmelden und teilweise ungeprüft Inhalte publizieren. Daher muss man als Leser auch den Wahrheitsgehalt einer Meldung immer prüfen. Aber mal ehrlich, welcher Otto-Normal-Internet-Leser macht das schon, wenn er auf eine Seite stößt und dort scheinbar wichtige Informationen zum Thema xyz stößt? Wenn keine inhaltliche Prüfung seitens des Anbieters dieser Journalismus-Plattformen erfolgt, wovon man bei zig Einträgen pro Tag ausgehen kann, ist der Wahrheitsgehalt recht kritisch zu betrachten.

Sind die Inhalte „News“?

Die zweite Frage mit der man sich beschäftigen sollte ist, ob die Artikel wirklich immer neue Sachen zutage bringen, also ob die Inhalte wirklich „News“ sind? Nachrichten werden von größeren Agenturen meist vor Ort gesammelt oder kommen durch einen speziellen (kostenpflichtigen) Newsticker. Die sind dann mit ihren Journalisten meist viel schneller mit der Veröffentlichung einer Meldung als man es als Einzelner sein kann. Zumindest stellt sich dieser Vorgang höchstwahrscheinlich zu 99% der wirklich interessanten und wichtigen Fälle ein. Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder, wie zuletzt bei Aufständen in Ägypten, wo einzelne Personen über die Geschehnisse getwittert haben. Bei weniger interessanten Dingen fragt man sich, ob das die Allgemeinheit wissen möchte? Wenn der Hund von Nachbars Katze stirbt, kann man darüber einen Artikel schreiben und publizieren, aber wie viele Personen möchten denn so etwas lesen? Nicht weil es um das Thema Tod geht, sondern weil das öffentliche Interesse einfach bei Privatpersonen sinkt. Über regionale Themen berichten meist regionale Medien schon bevor man dort ansetzen kann und einen Artikel verfassen kann. Dafür lohnt sich die Arbeit also fast auch nicht.

Journalismus 2.0 und die Suchmaschinen

Die meisten Menschen nutzen für den Einstieg und die Suche im Internet eine Suchmaschine. Nehmen wir das Beispiel vom toten Hund oben und nehmen an, es war der Hund von Prinz Charles der gestorben ist. Was ist die Intention für solch eine Suche, wenn man sich denn tatsächlich dafür interessiert? Man würde in eine Suchmaschine vielleicht die Begriffe „toter Hund“ eingeben. Dann haben wir die ersten Ergebnisse von Medien wie spiegel.de, welt.de oder t-online.de, die den ganzen Tag Neuigkeiten berichten und deshalb auch auf der ersten Seite angezeigt werden. Warum soll man als Nutzer dann weitersuchen, nach einer Journalismus2.0-Plattform, wenn bereits auf der ersten relevante Ergebnisse stehen? Solche Plattformen eignen sich maximal für Nischen, die dann aber das weite öffentliche Interesse verfehlen. Außerdem kommt hinzu, dass die größte internationale Suchmaschine Google, zurzeit ein Algorithmus-Update am Laufen hat, dass solche Contentfarmen, auf denen keine wirklich neuen Sachen stehen abwertet und gar nicht mehr oder nur noch ganz sporadisch, bei langen Abfragen, wie „hund von prinz charles tod mit knochen im maul“ anzeigt (Entschuldigung für dieses makabere Beispiel und ich möchte betonen, dass der Hund von Prinz Charles nicht Tod ist). Das macht die Suchmaschine, weil zu viele irrelevante Sachen, die es schon 3-4-mal im Netz gibt (nur anders formuliert), im Internet zu finden sind und um den Nutzer nur die wichtige Themen, von vertrauenswürdigen Quellen anzubieten.

Nach diesem sehr kritischen Artikel zum Thema Journalismus 2.0 möchte ich mal fragen, was ihr so im Internet als News-Quelle habt und ob sich jemand an Journalismus 2.0 beteiligt oder solche Quellen als Informationsbasis nutzt? Diskutiert hier!

Eine andere Form von Journalismus 2.0 und dem Einsatz von Web2.0 Medien wie Twitter und Co. zur Erstellung von Beiträgen für den öffentliche Rundfunk (hier ORF), wird im folgenden Video besprochen:


Interview: Armin Wolf über Twitter und Journalismus 2.0 from ritchie pettauer on Vimeo.